Ein erfreuliches Beispiel betrieblicher Inklusion

„Das Engagement der Maschinenfabrik Reinhausen kann ein Vorbild für andere Unternehmen sein: Mit Unterstützung der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber ist es gelungen, einen dauerhaften Arbeitsplatz für einen Menschen mit Behinderung zu schaffen – ein erfreuliches Beispiel betrieblicher Inklusion“, sagte Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Gemeinsam mit Martin Weiland, dem Sonderbeauftragten für die Einheitlichen Ansprechstellen (EAA), besichtigte er die Produktionsanlagen der Maschinenfabrik Reinhausen (MR) und informierte sich über die Inklusionsbemühungen des Familienunternehmens.

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Netzwerkpartner empfingen Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg (r.) bei seinem Besuch in der Maschinenfabrik Reinhausen. (Foto: Sebastian Schmid)

Die EAA in Regensburg ist beim Integrationsfachdienst der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) angesiedelt. Dort bündelt die KJF seit Entstehen des Fachdienstes 1998 als wichtiger Teilhabepartner für Arbeitgeber und für Menschen mit Behinderungen profunde Erfahrungen und die Expertise zur Beratung, Vermittlung und Begleitung auf den ersten Arbeitsmarkt. Die KJF unterstützt und forciert die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen darüber hinaus in ihren Ausbildungseinrichtungen und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, in dem sie zum Beispiel Übergänge auf den ersten Arbeitsmarkt schafft. In Kooperation und vernetzt mit Unternehmen der freien Wirtschaft und den Leistungsträgern ist die KJF Motor für die Teilhabe am Arbeitsleben.

Daniel Schmidbaur, Leiter der Personalabteilung bei MR, stellte den Gästen eingangs die Maschinenfabrik Reinhausen vor. Sie wurde 1929 gegründet und stellt Stufenschalter für Transformatoren her, diese Komponenten sind gerade für die Energiewende von entscheidender Bedeutung. Ein weiteres Geschäftsfeld sind Service- und Instandhaltungsleistungen. MR beschäftigt weltweit 4.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 2.900 in Deutschland. „Die Hälfte des weltweit produzierten Stroms fließt durch unsere Geräte – damit sind wir der Marktführer in der Branche“, so Schmidbaur weiter. „Als langfristig orientiertes Familienunternehmen und verantwortungsvoller Arbeitgeber ist uns unsere Belegschaft sehr wichtig. Hier legen wir auch Wert auf Diversity, was Alter, Geschlecht und Herkunft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrifft.“ Personalreferentin Franziska Lichtinger ergänzte: „Wir beschäftigen aktuell 96 Menschen mit Behinderung und setzen uns für Inklusion ein. 2024 haben wir den Best Managed Companies Award für unser Engagement erhalten.“

 

Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten im Gepäck

Inklusionsberater Martin Schmid berichtete von einem Best-Practice-Beispiel aus der Praxis: Ein Arbeitnehmer mit einem Grad der Behinderung von 100 hatte sich initiativ bei der Maschinenfabrik Reinhausen beworben. Auf Empfehlung der Agentur für Arbeit fragte das Unternehmen bei der EAA an, wie der 22-Jährige eingestellt werden könnte. „Wir haben uns zeitnah mit allen Beteiligen getroffen, um alles zu besprechen und den Einstellungsprozess bestmöglich zu begleiten. Dabei hatten wir gleich konkrete alle Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten im Gepäck“, so Martin Schmid. Das Ergebnis war zunächst eine dreimonatige Probebeschäftigung, während sich beide Seiten kennenlernen konnten. Diese wurde vollständig aus Mitteln der Agentur für Arbeit finanziert. Zudem würde über das Inklusionsamt ein Budget für Dolmetscherkosten zur Verfügung stehen.

Montageleiter Holger Böhm (l.) führte die Delegation durch die Fertigungshallen. Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg (3.v.r.) zeigte sich sehr interessiert an den Arbeitsabläufen. (Foto: Sebastian Schmid)

Mittlerweile hat der gehörlose Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag und ist fester Bestandteil seines Teams. Zunächst war er in der Abteilung Elektronik eingesetzt, später wechselte er in die Baugruppe mit Schichtdienst und erhielt weitere Aufgaben. Montageleiter Holger Böhm schilderte seine Eindrücke: „Der Kollege hat sich sehr gut integriert und leistet einen vollwertigen Beitrag in der Produktion – sehr gerne haben wir ihm die Chance dazu gegeben. Mit einer App funktioniert die Kommunikation zwischen ihm und den anderen Mitarbeitern auch sehr gut. Einige Kollegen wollen zusätzlich einen Grundkurs in Gebärdensprache machen.“

 

Inklusion nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Produktion

Martin Weiland würdigte das Engagement der Maschinenfabrik Reinhausen: „Es ist ermutigend, dass Unternehmen – die auch einen gewissen Anspruch an sich selbst haben – bereit sind, sich für Inklusion einzusetzen. Nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Produktion. Die EAA kann hier eine wichtige Rolle spielen.“

Die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber verstehen sich als Lotsen, die den Einstellungsprozess von Menschen mit Behinderung vom ersten Vorgespräch bis zur Vertragsunterzeichnung begleiten. Sie unterstützen Unternehmen dabei, individuelle Lösungen, sowie Fördermittel bei den jeweiligen Leistungsträgern zu finden. Martin Schmid, Matthias Schießl und André Nickley, die drei Inklusionsberater der EAA Oberpfalz haben im Jahr 2023 insgesamt 84 Einstellungsbegleitungen durchgeführt.

Text: Sebastian Schmid